Rezensionen zu Sarah Katharina Kayß' >> Ich mag die Welt, so wie sie ist <<
Mein Fazit vorweg: Das Buch ist erfrischend anders. Die Essays und Gedichte setzen sich auf unterschiedliche Art mit Geschichte, Geschichtsbildern, Politik und dem Leben an sich auseinander, ohne aber den Leser frontal mit einer besserwisserischen Sichtweise zu überrollen. Im Gegenteil, die zugespitzen aber abstrakten Aussagen lassen Freiraum und regen so zum Nachdenken, zum Schmunzeln oder zum Kopfschütteln an. Die Autorin Sarah Kayß formuliert ihre „Fingerabdrücke, Provokationen, Beobachtungen“ (Prolog) gekonnt pointiert. Diese zu verstehen und einzuordnen (was mir selbst mit Sicherheit nicht immer vollständig gelungen ist), erfordert ein gewisses Maß an historisch-politischem Wissen und Intellekt. Genau das zeichnet das Buch aus, hebt es von anderen ab und macht es lesenswert.
Die gut 50 Texte sind zwar in mehreren Kapiteln gegliedert, hängen jedoch inhaltlich nur lose miteinander zusammen. Während einige Essays mehrere Seiten lang sind und einen Gedanken detailliert ausführen, umfassen andere Texte mitunter nur wenige Zeilen. Dabei handelt es sich nicht um Gedichte im klassischen Sinne, sondern um laut ausgesprochene Gedanken, Beobachtungen, Hoffnungen. Kayß spielt nicht nur mit den Worten, sondern auch der Form, um ihre Aussagen zu Papier zu bringen. Dadurch ist das Buch kurzweilig und zugleich tiefsinnig.
Ungeachtet aller Ernsthaftigkeit der behandelten Themen sowie den Missständen in der Welt verfällt die Autorin nicht in plattes Jammern oder eine Ist-doch-eh-alles-sinnlos-und-blöd-Stimmung. Dem steht bereits der Buchtitel entgegen: „Ich mag die Welt, so wie sie ist“ – trotz ihrer Unvollkommenheit. Mir persönlich ist nur ein einziger Text negativ aufgefallen. Für das Gesamturteil ist das allerdings bedeutungslos. Denn würde ein solches Buch nirgends anecken, hätte es seinen Zweck verfehlt.
Insgesamt werden im Buch zahlreiche Widersprüche aufgeworfen, ohne diese abschließend aufzulösen. Die einzelnen Texte haben unterschiedliche Blinkwinkel. Somit gibt es nicht auf alle Fragen (einfache) Antworten. Dadurch entsteht Spannung bzw. Gegensätzlichkeit, die man als Leser aushalten muss, mit der man sich beschäftigen muss, denn sie spiegelt die Komplexität der realen Welt wieder. Wer nicht bereit ist zu (hinter-) fragen, sowohl andere als auch sich selbst, der ist hier falsch.
Rezensent: P.S. (auf Amazon.de)
Ich bin durch Werbung auf dieses wirklich gescheite Buch aufmerksam geworden. Nach der üblichen Recherche im Internet, habe ich es trotz der doch sehr unterschiedlich ausfallenden Rezensionen gekauft und dies nicht bereut. Die Kurztexte gehören zu der Art von Texten, die man immer wieder lesen kann, ohne dass sie langweilig werden.
Mir hat besonders gefallen, dass unterschiedliche Perspektiven aufgegriffen werden und die Autorin den Leser dennoch nicht versucht von einer dieser Perspektiven zu überzeugen. Thematisch in starkem Bezug auf die Lage unserer Gegenwart gerichtet sind viele der Texte trotz ihrer ernsten Inhalte durch eine Portion intelligenten Sarkasmus nicht nur unterhaltsam und gedankenanregend, sondern auch amüsant und unterhaltsam.
Ein paar der Texte überrollen den Leser mit einer Wucht an Informationen. Den einen mag das verwirren - ich persönlich fand das sehr spannend. Hat mich ein wenig an die Romane Bret Easton Ellis erinnert – auch die kann man nach einem Jahr schon wieder lesen und entdeckt immer etwas Neues.
Politisch sollte man sich schon ein wenig auskennen, da die Autorin nur weniges erklärt und grundsätzlich von einem breiten Wissensschatz des Lesers ausgeht. Einige Verweise (z.B. Wortspielereien mit Mai Lai und Mai Tai) musste ich auch nachschlagen, was mir aber Spaß gemacht hat, da ich mich grundsätzlich für Geschichte interessiere und man sein Wissen gar nicht genug auffrischen kann.
Insgesamt finde ich, das Buch ist eine sehr gute Investition gewesen. Die Texte sind intelligent, spannend, amüsant und provokant.
Rezensent: C.H. (auf Amazon.de)
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